
Ausgangssituation & Forschungsfragen
Verkehr macht nicht an kommunalen Grenzen halt, weshalb die Verkehrs- und Mobilitätswende interkommunal gedacht werden muss. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Pendelverkehr, aber auch der Einkaufs- und Freizeitverkehr ist nicht auf einzelne Kommunen beschränkt. Für einen nachhaltigen Verkehr sind Angebote des Umweltverbunds und Alternativen zum privaten Pkw daher überregional zu planen und umzusetzen. Die Kommunen als zentrale Akteure stehen hier allerdings vor großen Herausforderungen:
Trotz positiver Entwicklungen und einiger Erfolge im Bereich der nachhaltigen Mobilität reicht das Tempo der Veränderung bislang nicht aus. Hierarchische Verwaltungsstrukturen und - prozesse sowie unterschiedliche Verwaltungskulturen erschweren häufig interkommunale Kooperationen. Während allgemeine Forschungsergebnisse zu interkommunaler Zusammenarbeit vorliegen, fehlen Untersuchungen zu den spezifischen Rahmenbedingungen und praktischen Hindernissen im Bereich der Mobilität. Daher lauten die zentralen Forschungsfragen des Projektes RegioProzess:
- Welche Erfolgsfaktoren begünstigen gelungene interkommunale und regionale Kooperationen im Kontext der Mobilitätswende?
- Wie können Anreize geschaffen sowie bestehende Hürden abgebaut werden, um eine gelebte interkommunale und regionale Zusammenarbeit zu fördern?
Projektansatz und Vorgehen
Zur Verbesserung der interkommunalen Zusammenarbeit im Bereich der Mobilität werden innerhalb von RegioProzess zwei zentrale Instrumente entwickelt, die in drei Modellregionen erprobt werden: Zum einen ein Change-Management-Werkzeugkasten zur Effizienzsteigerung von Verwaltungsstrukturen und prozessen sowie zur Veränderung von Arbeitskulturen. Das zweite Instrument ist ein digitales Planungstool, der sogenannte „Trassenscout“. Beide Instrumente entfalten ihre größte Wirkung im Zusammenspiel.
Die Modellregionen sind der Landkreis Ludwigsburg, die Regiopolregion Bielefeld sowie der Landkreis Oberhavel. Die Mobilitätsschwerpunkte dort umfassen die Stärkung des ÖPNV durch (Schnell-) Bussysteme und die (Weiter-)Entwicklung von On-Demand-Dienstleistungen sowie Maßnahmen zur Radverkehrsförderung, insbesondere den (Aus-)Bau von Radschnellwegen. Die Modellregionen wurden so ausgewählt, dass sie aufgrund ihrer Ausgangsbedingungen unterschiedliche Rollen im Projekt repräsentieren können: Starterin, Fortgeschrittene, Vorreiterin.
Im Projektverlauf werden zunächst praxisnahe Erfolgsfaktoren für gelungene interkommunale Kooperationen anhand von Literaturanalysen und Interviews ermittelt. Als Basis für die weiteren Arbeiten in den Modellregionen wird sichergestellt, dass die Mobilitätsmaßnahmen in regionale Leitbilder eingebettet sind. Parallel wird die Ausgangslage der interkommunalen Planungs- und Steuerungsstrukturen sowie der Verwaltungsprozesse im Bereich Mobilität in jeder Region erhoben. Darauf aufbauend werden Lösungsansätze für effektivere und schlankere Governance-Strukturen entwickelt, die mit verschiedenen Ansätzen des Change Managements aufgegriffen und erprobt werden. Um in Planungsprozessen verwaltungsinternes wie externes Wissen miteinander zu verknüpfen und nutzbar zu machen, wird unter anderem das digitale Tool „Trassenscout“ weiterentwickelt.
Projektziele und zu erwartende Ergebnisse
Regionale und interkommunale Zusammenarbeit zu stärken, um Maßnahmen zur Mobilitätswende gemeinsam, effektiver und schneller umzusetzen – das sind die zentralen Ziele von RegioProzess. Als Projektergebnis wird dafür erstens ein Werkzeugkasten entwickelt, der unter anderem ein Online-Selbst-Analysetool (kurz: Quick-Check) sowie Planspiel-Ergebnisse enthält. Diese sollen als Blaupausen für beschleunigte Transformationsprozesse über die Modellregionen hinaus dienen. Als zweites Projektergebnis soll das digitale Tool des „Trassenscout“ in Form eines erprobten Werkzeugs auch für andere Regionen zur Verfügung stehen. Der „Trassenscout“ ermöglicht es, in Planungsprozessen verwaltungsinternes wie externes Wissen miteinander zu verknüpfen und nutzbar zu machen. So können neben interkommunalen Verwaltungsakteuren auch externe Stakeholder wie Verbände und Vereine optimal ihr Wissen einbringen und im Prozess mitwirken.
Laufzeit
01.08.2024 – 31.07.2029
Verbundkoordination:
Deutsches Institut für Urbanistik gGmbH (Difu), Berlin
Dipl.-Geogr. Martina Hertel
Tel.: +49 30 39001-105
E-Mail: hertel@difu.de
Weitere Informationen
https://difu.de/projekte/die-regionale-verkehrswende-beschleunigen