Ausgangssituation & Forschungsfragen
Die größten Hindernisse für ein anderes Mobilitätsverhalten werden laut Umfragen in der eigenen Bequemlichkeit sowie in längeren Fahrzeiten und höheren Kosten gesehen. Die Überwindung dieser „individuellen Bequemlichkeit“ ist gekoppelt an intrinsische und extrinsische Anreizsysteme, die sowohl auf psychologischer, wirtschaftlicher, kommunaler und raumplanerischer Ebene verortet sind. Diese Anreizmechanismen zu analysieren, hinsichtlich ihrer Wechselwirkungen zu untersuchen und daraus Handlungsempfehlungen für aktuelle und zukünftige Gewerbegebiete abzuleiten, ist das Anliegen des Projekts InvitinG.
Projektansatz & Vorgehensweise
InvitinG will vorhandene Incentivierungsoptionen im Kontext räumlicher Gegebenheiten in vier Gewerbe-gebieten in der MEO-Region (Mülheim an der Ruhr, Essen, Oberhausen) erheben, zukünftige Optionen in Reallaboren erarbeiten und bewerten, um daraus psychologische, planungs- und politikrelevante Handlungs- und Umsetzungsoptionen ableiten. Das Forschungskonsortium sieht Potenziale für geeignete Anreizsysteme und -maßnahmen sowohl auf Ebene des Individuums als auch auf Unternehmens- und Makroebene. Eine ideale Incentivierung funktioniert nur ebenenübergreifend. Hierzu werden Analyse-Tools zum Mobilitätsverhalten, Tagebuchstudien zu Nutzererfahrungen, Speculative-Design- und Design-Thinking-Methoden sowie verkehrs- und raumwissenschaftliche Methoden angewandt. Durch die Einbeziehung von Praxisakteuren aus Planung und Versorgung wird der Grundstein für die Weiternutzung der Projektergebnisse gelegt. Ein übertragbares Integrationskonzept liegt abschließend vor.
Projektziele & zu erwartende Ergebnisse
Im Projekt werden nachhaltige Mobilitätsformen für Erwerbstätige und Unternehmen erprobt mit dem Ziel, aus dem Nutzerfeedback Rückschlüsse auf bestehende Hemmnisse und begünstigende Rahmenbedingungen schließen zu können. Mit den Ergebnissen liegen geeignete Anreizsysteme für die Einführung und verstärkte Nutzung emissionsarmer Mobilitätsoptionen vor.
Aus den empirischen Daten erstellt InvitinG ein Wirkungsmodell, mit dem eine Analyse der Anreizsetzung für nachhaltige Mobilitätsformen möglich wird, Wechselwirkungen und Wirkungen innerhalb des Mobilitätssystems erkennbar werden und Handlungsbedarfe unter anderem für Verkehrs- und Stadtpolitik und -planung abgeleitet werden können. Aus dem systemischen Modell heraus lassen sich gebietsbezogene Handlungsempfehlungen für Incentivierungspakete für die Mikro-, Meso- und Makroebene ableiten. Mobilitätsangebote und -systeme sollen in und um Gewerbegebiete zukünftig so ausgelegt werden können, dass sie eine emissionsarme Mobilität auf Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite fördern. Möglichkeiten der Übertragbarkeit auf bundesweite Gewerbegebiete werden im gesamten Projekt berücksichtigt und durch Projekt-Workshops mit nationaler Beteiligung gefördert. InvitinG erstellt einen Akteursleitfaden, der Verantwortliche in den Gebieten und anderen Kommunen Wege zeigt, wie sich durch strukturiertes Einbeziehen von Akteuren ein langfristig funktionierender Mobilitäts-Akteursverbund aufbauen lässt. Mit diesen Ergebnissen werden Grundlagen für ökonomisch sinnvolle Investitionen für Kommunen und kommunale Akteure im Bereich emissionsarme Mobilität gelegt. Da es bislang kein vergleichbares Werkzeug für die Unterstützung der Transformationsprozesse von Gewerbegebieten gibt, wird das Projekt auf diesem Gebiet einen relevanten wissenschaftlichen Fortschritt bieten. Dies betrifft differenzierte Erkenntnisse über die breitflächige Anwendung und motivations- sowie gesundheitsbezogenen Wirkungen von innovativen Mobilitätsoptionen, die den sozioökonomischen Rahmenbedingungen in kommunalen Gewerbegebieten gerecht werden und zugleich auch die Anforderungen an die ökologische Dimension der Nachhaltigkeit erfüllen.
Laufzeit
01.11.2020 – 31.10.2023
Projektkoordination
Fraunhofer UMSICHT
Dr. Boris Dresen
Tel.: 0208 / 8598 1190
E-Mail: boris.dresen@umsicht.fraunhofer.de
Weitere Informationen
https://inviting.ruhr/