
Ausgangssituation & Forschungsfragen
Die Zahl von Berufspendler*innen in Deutschland wächst stetig. Dies prägt nicht nur das Verkehrsgeschehen in vielen urbanen Räumen in Deutschland, sondern hat auch weitreichende Auswirkungen auf die Ein- und Auspendlerkommunen, die Pendler*innen selbst und ihr soziales Umfeld sowie die lokale und globale Umwelt. Im Projekt „PendelLabor“ untersucht ein interdisziplinäres Team aus Wissenschaftler* innen und Praxisakteur*innen am Beispiel der Stadtregion Frankfurt Rhein-Main, wie nicht-nachhaltige Pendelpraktiken verträglicher und im Einklang mit einer Mobilitätswende organisiert werden können. Hierbei werden im Projekt folgende Forschungsfragen verfolgt:
- Inwiefern hilft eine andere Perspektive auf Pendeln dabei, ein verbessertes Verständnis zu den Mobilitätsbedürfnissen, -orientierungen und Mobilitätsmustern von Pendler*innen zu erlangen?
- Wie wird es Pendler*innen ermöglicht, ihre Praktiken zu ändern? Welche Einflussfaktoren spielen hierbei eine Rolle?
- Welche Gestaltungsspielräume haben Kommunen?
- Welche quantitative Relevanz hat der Pendelverkehr in der Stadtregion?
- Was bewirken die entworfenen Maßnahmen (ökologisch, sozial)?
Projektansatz & Vorgehensweise
Pendeln und planerisches Handeln werden als Praxisformen untersucht, was es ermöglicht, verschiedene Faktoren ganzheitlich zu betrachten. Somit kann eine neue Perspektive entstehen, bei der soziale Praktiken als Strukturen verstanden werden, die auf das Handeln der „Praktiker*innen“ wirken. An Hand einer qualitativen Interviewstudie in zwei Pendelkorridoren im Frankfurter Raum wird eine Segmentierung von Pendelpraktiken erarbeitet und in einer Regionalbefragung validiert. In einem partizipativen Ideenfindungsprozess mit lokalen Akteure*innen werden für die zwei Untersuchungskorridore Maßnahmen erarbeitet und eine Auswahl davon in einem Feldexperiment über mehrere Monate von Pendler*innen erprobt. Diese Maßnahmen werden anschließend auf ihre Wirkungspotentiale hin untersucht und bewertet. Begleitet wird der Prozess durch einen regionalen Stakeholderdialog.
Projektziele & zu erwartende Ergebnisse
Das Ziel des Projektes ist es im Rahmen eines transdisziplinären Prozesses neue Handlungsoptionen für die Veränderungen von Pendelpraktiken aufzuzeigen, die als sozio-technische Innovationen auf andere Stadtregionen übertragbar sind. Hierbei werden drei übergreifende Ziele verfolgt: I. Besseres Verständnis von Pendel- und Planungspraktiken und Wissen darüber, wie nachhaltige Stadt-Umland- Mobilität gefördert werden kann. II. Beitrag zu einem geteilten Problemverständnis der Akteure im Untersuchungsraum der Rhein-Main- Region. III. Neue, bedürfnisorientierte Ideen durch die Perspektive auf Praktiken des Pendelns entwickeln. Die Handlungsempfehlungen und Konzepte werden als alltagstaugliche Maßnahmen für Pendler*innen, prozessuale Empfehlungen für beteiligte Akteure, sowie bezüglich des Rechtsund Ordnungsrahmens auf kommunaler, Landes- oder Bundesebene gegeben. Dabei geht es auch darum wie Kommunen, insbesondere in Bezug auf eine nachhaltigere Verkehrs- und Raumplanungspraxis, eine stärker gestaltende Rolle als bisher einnehmen können. Wissenschaftlich trägt das Projekt zur inhaltlichen und methodischen Weiterentwicklung des Konzeptes sozialer Praktiken im Mobilitätsund Planungsbereich bei. Darüber hinaus gehen wir davon aus, dass die Ergebnisse auch für Akteure in anderen Stadt-Umland-Regionen interessant sind, da ein tiefergehendes Verständnis von Pendel- und Planungspraktiken und die Etablierung neuer Umgangsweisen in der interkommunalen stadtregionalen Mobilitätsplanung von hoher Bedeutung sind.
Laufzeit
01.09.2020 – 31.08.2023
Projektkoordination
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung
Dr. Jutta Deffner
Tel.: 069 / 707691938
E-Mail: deffner@isoe.de
Weitere Informationen
https://pendellabor.de/