Historisches Natursteinpflaster ist städtebaulich wertvoll, erschwert jedoch das Radfahren erheblich: Es rüttelt durch, zwingt zur langsamen Fahrweise, verursacht Lärm und führt häufig zu Konflikten mit dem Fußverkehr. Oftmals weichen Radfahrende auf Gehwege aus, was zusätzliche Risiken mit sich bringt. Um diese Problematik zu lösen, erprobt das „NUDFA-Reallabor für interkommunale Radverkehrsförderung“ in der Gemeinde Eichwalde seit 2020 unterschiedliche Ansätze, mit denen Pflasterstraßen komfortabler und sicherer befahrbar werden können.
Nach ersten Experimenten auf kleineren Flächen erfolgte im Sommer 2025 in Kooperation mit einer auf Fräsarbeiten spezialisierten Firma die Umsetzung eines Pilotstreifens in der Straße „Am Graben“. Dabei kam ein bislang einzigartiges Verfahren zum Einsatz: das Schleifen des Kopfsteinpflasters mittels nebeneinander angeordneter Diamanttrennscheiben („Precision Grinding“) an einer Großfräse des Herstellers Wirtgen, kombiniert mit digitaler 3D-Vermessung und Schleifsimulation. Das Ergebnis ist eine deutlich geglättete, ebene und griffige Fahrbahnoberfläche.
Das Verfahren bietet mehrere Vorteile: Es erhält die natürliche Versickerungsfähigkeit des Kopfsteinpflasters, macht also keine Asphaltüberdeckung erforderlich, bewahrt das historische Erscheinungsbild und kann zugleich innerhalb weniger Tage umgesetzt werden, bei deutlich geringeren Kosten als herkömmliche Verfahren. Radfahrende profitieren vom neu gewonnenen Komfort, der Fußverkehr von sicherer Trennung, Anwohnende von reduzierter Lärmbelastung, das Mikroklima von der Regenwasserversickerung und auch der Autoverkehr fährt ruhiger.
Die Kombination aus 3D-Punktwolkenmessung, die CAD-basierte Simulation verschiedener Schleifprofile ermöglicht es zudem, vorab exakt zu berechnen, wie tief geschliffen werden muss, wo Senken manuell ausgeglichen werden sollten und welche Kosten entstehen. Die präzise und lasergestützte automatisierte Schleiftiefensteuerung erleichtert den Einsatz der Großfräse auf unebenen Untergrund erheblich.
Bereits jetzt kann das Projekt als Erfolg gewertet werden: Schon wenige Wochen nach dem erfolgreichen Piloteinsatz zeigen mehrere Kommunen Interesse und haben eigene Projekte in Vorbereitung und teilweise sogar schon umgesetzt. Auch die wissenschaftliche Auswertung geht in die zweite Runde: In Anschlussvorhaben soll die Lärmminderung, der Reibungswiederstand und die Geschwindigkeitsveränderungen sowie die Grenzen der des Verfahrens evaluiert werden.
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