
Ausgangssituation & Forschungsfragen
Großstädte in Deutschland erleben seit Jahren ein starkes Wachstum. In den letzten 20 Jahren ist die Bevölkerung in deutschen Städten mit über 500.000 Einwohnern um rund 20 Prozent gestiegen. Neben positiven Entwicklungen, z.B. durch den Zuzug junger Menschen und die Zunahme arbeitsfähiger und innovativer Bevölkerungsgruppen, kommt es zu Problemen. Zu diesen gehören der Preisanstieg auf dem Wohnungsmarkt, die Verdrängung insbesondere einkommensschwacher Gruppen sowie die Zunahme des Verkehrs und damit von Lärm, Luftschadstoffen und Flächeninanspruchnahme, die zu einer Verschlechterung der Aufenthalts- und Lebensqualität führen.
Das starke Bevölkerungswachstum, die Verknappung und Verteuerung von städtischem Wohnraum und der vor allem bei Familien ausgeprägte Wunsch nach Wohnen im Grünen mit gleichzeitiger Nähe zu städtischer Infrastruktur hat zu steigenden Distanzen zwischen Wohn- und Arbeitsplatzstandorten geführt. Durch die häufige Lage des Wohn- und Arbeitsplatzstandortes in unterschiedlichen Gemeinden ist die Länge von Pendelwegen in der Vergangenheit gestiegen. Die Bedeutung des Autos ist hier besonders hoch. Während ein knappes Fünftel aller Wege auf das Pendeln zur Arbeit zurückzuführen ist, verursacht der Pendelverkehr ein Drittel der Pkw-Fahrleistung.
Projektansatz & Vorgehensweise
Nur durch eine integrierte Betrachtung von Wohnen, Arbeiten und Verkehr entstehen tragfähige Konzepte für Regionen der Zukunft. Durch eine Analyse aller drei Teilbereiche, empirische Erhebungen und den Aufbau integrierter Modelle, die die gegenseitige Abhängigkeit von Wohnen, Arbeit und Verkehr berücksichtigen, entsteht ein Instrumentarium zur umfassenden Bewertung von Maßnahmen und ihren Auswirkungen.
Das stadt-regionale Modellprojekt wird am Beispiel der Metropolregion Frankfurt-Rhein-Main entwickelt. Diese Region weist besonders starke Pendlerverflechtungen auf und Frankfurt ist deutschlandweit die Stadt mit den meisten Einpendlern.
Projektziele & zu erwartende Ergebnisse
Ziel des Forschungsvorhabens ist die Entwicklung eines übertragbaren Instrumentariums, mit dem u.a. die Effekte der Digitalisierung und Automatisierung des Verkehrssystems tiefgreifend analysiert werden können. Auf Basis dieser Analyse werden Maßnahmen für eine nachhaltige Regionalentwicklung abgeleitet. Im Kern geht es um die Vernetzung von Wohn-, Arbeits- und Mobilitätswelt. Es gilt nachhaltige Mobilitätsformen zu stärken und zugleich den sozialen Herausforderungen steigender Wohn- und Mobilitätskosten zu begegnen.
Das Projekt berücksichtigt dabei die Ansprüche an eine nachhaltige urbane Mobilität und hat das Ziel, die verkehrsbedingten Umweltbelastungen zu reduzieren. Überdies sollen gleichwertige Teilhabechancen aller Bevölkerungsgruppen gewährleistet sein.
Mit Hilfe der Modelle können mögliche Wirkungen von Maßnahmen und Zukunftsszenarien quantifiziert werden. Neben den Effekten der Digitalisierung geht es hierbei z.B. auch um mobiles Arbeiten und Homeoffice sowie neue Arbeitszeitmodelle oder die Nutzung von Coworking Spaces.
Das im Projekt entwickelte Konzept wird durch die aktive Einbeziehung regionaler Unternehmen und Planungsbehörden auf Zielführung und Umsetzbarkeit geprüft.
Laufzeit
01.11.2020 – 31.10.2023
Projektkoordination
DLR-Institut für Verkehrsforschung
Dr. Claudia Nobis
Tel.: 030 / 67055 233
E-Mail: Claudia.Nobis@dlr.de
Weitere Informationen
https://www.dlr.de/vf/desktopdefault.aspx/tabid-2974/1445_read-72551/