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Synthesestudie zu Auswirkungen von COVID-19 auf das Mobilitätsverhalten in Deutschland

Synthesestudie zu Auswirkungen von COVID-19 auf das Mobilitätsverhalten in Deutschland

©Rebecca Holm / Pixabay

Leere Bahnhöfe, verwaiste Straßen: Der Verkehrssektor zeigte zweifellos eine der markantesten Ausprägungen der COVID-19-Pandemie. Nachdem der gesellschaftliche Krisenzustand seit Frühjahr 2023 offiziell als überwunden gilt, untersucht die vorliegende Studie, wie drei Jahre Pandemie das Verkehrswesen und das Mobilitätsverhalten in Deutschland verändert haben. Im Sinne einer Synthesestudie werden dazu sieben zentrale Befunde und Thesen der MOBICOR Längsschnittbefragung (WZB, infas) in den Kontext anderer Studienergebnisse eingeordnet und diskutiert, um ein robusteres Bild der durch die Pandemie ausgelösten (Langzeit-)Effekte zu erhalten und zukünftige Bedarfe im Bereich der sozialwissenschaftlichen Mobilitätsforschung in Deutschland abzuleiten. Die zentralen Ergebnisse der MOBICOR-Studie, die im Zeitraum von 2020 bis 2022 im Rahmen von vier Erhebungswellen durchgeführt wurde, umfassen sowohl Erkenntnisse zur physischen als auch zur virtuellen Mobilität und wurden aus quantitativen Befragungen sowie ergänzenden qualitativen Interviews gewonnen.

Im Kontext von insgesamt 25 Referenzstudien aus den Pandemie-Jahren 2020-2022 zeigte sich eine überwiegende Bestätigung der MOBICOR-Befunde. Dies umfasste den Befund des Bedeutungsgewinns des Fuß- und Radverkehrs bei gleichzeitigem Bedeutungsverlust des Öffentlichen Verkehrs als auch die Autonutzung auf weiterhin hohem Niveau. Für die physische Mobilität deutet sich insgesamt der Langzeitbefund auch nach der Pandemie verringerten Verkehrsleistung an. Zudem deckte sich im Bereich der virtuellen Mobilität der zentrale MOBICOR-Befund einer im Verlauf der Pandemie zunehmenden Normalisierung und Etablierung des orts- und zeitflexiblen Arbeitens mit dem Großteil der Studienlage, wobei bislang keine gesicherten Erkenntnisse über die Wechselwirkung von Homeoffice und möglichen Verkehrsentlastungen vorliegen.

Neben der dringenden Notwendigkeit einer räumlichen, soziodemographischen und sozio-ökonomischen Differenzierung des durch die Pandemie veränderten Mobilitätsverhaltens plädiert die vorliegende Studie dafür, zukünftig eine systemische Mobilitätsforschung zu stärken, die neben dem individuellen Mobilitätsverhalten auch strukturelle Einflüsse, soziale Kontexte und politische Rahmenbedingungen in den Blick nimmt, um der gestiegenen Komplexität des Mobilitätsverhaltens gerecht zu werden.

Zur Synthesestudie: https://bibliothek.wzb.eu/pdf/2023/iii23-602.pdf