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GenoMobil – Genossenschaften als Organisationsform für eine sozial-ökologische Transformation integrierter Mobilität

GenoMobil – Genossenschaften als Organisationsform für eine sozial-ökologische Transformation integrierter Mobilität

© Paula Blumenschein CC BY-NC-SA 4.0
© Paula Blumenschein CC BY-NC-SA 4.0

Ausgangssituation & Forschungsfragen

An der Ruhr-Universität Bochum (RUB) wird seit 2011 an einer Mobilitätsstrategie gearbeitet, die den Campus von Pkw entlasten und zugleich die Erreichbarkeit des Campus und der Außenstellen verbessern soll. Als innovatives Konzept für integrierte Mobilität gilt „Mobility as a Service“ (MaaS). Dessen Grundlage sind digitale Plattformen als Marktplätze zur Vermittlung zwischen Mobilitätsangebot und -nachfrage. Bei gewinnorientierten MaaS-Anbietern stellt sich aufgrund der potenziellen Vernachlässigung wenig lukrativer nicht-motorisierter Verkehrsformen die Frage, ob sie tatsächlich zu den Umweltverbesserungen führen, die man sich für eine nachhaltige Mobilität und Stadtentwicklung erhofft.

Das Forschungsprojekt GenoMobil entwickelt daher ein Konzept für eine Mobilitätsgenossenschaft als MaaS-Anbieter mit dem Ziel, die individuelle Mobilität von sozial schwächer gestellten Gruppen (zum Beispiel Studierenden) zu gewährleisten und dabei den motorisierten Verkehr zu reduzieren.
Vor diesem Hintergrund ergeben sich unter anderem folgende Forschungsfragen:

  1. Wie kann ein Geschäftsmodell einer Mobilitätsgenossenschaft aussehen?
  2. 2. Wie lassen sich psychologische Barrieren durch partizipativ organisierte Genossenschaften verringern?
  3. Durch welche sozialen Aktivierungsmaßnahmen lässt sich die Akzeptanz für eine multimodale Mobilität fördern?
  4. Wie lässt sich das Genossenschaftskonzept auf andere Kontexte übertragen?
  5. Wie wirken sich Mobilitätsgenossenschaften auf die Ausgestaltung von Verkehrssystemen aus?
  6. 6. Wie entwickelt sich langfristig der Pkw-Besitz und gibt es Effekte für unterschiedliche Zielgruppen?
  7. Welchen Einfluss haben Einstellungen und Mobilitätskulturen bei der Verkehrsmittelwahl?

Projektansatz & Vorgehensweise

Ein zentraler Beitrag des Projekts ist die ganzheitliche Betrachtung von Governance-Fragen. Eine Genossenschaft verbindet die privatwirtschaftliche Nachfragebedienung mit dem Verfolgen gemeinschaftlicher Ziele durch ein integriertes Mobilitätskonzept aus der Hand eines Akteurs. Dies stellt ein fundamental anderes Governance-Modell dar als die Kooperation gewinnorientierter Mobilitätsunternehmen.
In ersten Arbeitsschritten untersucht GenoMobil die ökonomischen und organisatorischen Voraussetzungen einer Mobilitätsgenossenschaft, erörtert die verkehrs- und raumwissenschaftliche Perspektive auf die lokalen Bedingungen und analysiert den Bedarf zur Mobilitätsnutzung in den Zielgruppen.
Unter Berücksichtigung dieser Erkenntnisse wird im Rahmen einer Realsimulation die Gründung einer Mobilitätsgenossenschaft als Planspiel erforscht. GenoMobil wird in einer Reihe aufeinanderfolgender Realexperimente unterschiedliche Aspekte und Prozesse der Initiierung und des Betriebs einer Mobilitätsgenossenschaft mit Mitgliedern der RUB und Beschäftigten auf dem Technologie- und Wissenscampus Mark 51°7 simulieren. So wird im Rahmen eines Realexperiments der Ansatz der sozialen Aktivierung auf die Organisationsform einer Mobilitätsgenossenschaft an einer Universität übertragen. Zudem werden in Realexperimenten die Entscheidungsfindungs- und Abstimmungsprozesse während einer Genossenschaftsgründung sowie die Nutzung mobilitätsgenossenschaftlicher Angebote anhand realer Fahrzeuge simuliert.
Im Anschluss gilt es die Ergebnissezu evaluieren, die Übertragbarkeit auf andere Orte und Kontexte unter anderem anhand eines agentenbasierten Modells zu untersuchen und einen Handlungsleitfaden für die Gründung einer Mobilitätsgenossenschaft zu erstellen. Flankiert werden alle Arbeitsschritte durch ein Konzept zur kognitiven Wissensintegration.

Projektziele & zu erwartende Ergebnisse

Die Ergebnisse des Projekts sollen nicht nur in diesem speziellen Kontext vor Ort eine Verbesserung der Mobilitätssituation rund um den Campus bewirken. Vielmehr soll es mit dem Handlungsleitfaden möglich sein, auch andere Akteure an anderer Stelle bei der Gründung einer Mobilitätsgenossenschaft zur Verbesserung ihrer lokalen Bedingungen zu unterstützen. Die Realsimulation einer Mobilitätsgenossenschaft soll neue Perspektiven für eine sozial-ökologische Transformation der Mobilität im Ruhrgebiet und weit darüber hinaus eröffnen.

Laufzeit
01.01.2021 – 31.12.2023

Projektkoordination
Ruhr-Universität Bochum
Prof. Dr. Michael Roos
Tel.: 0234 / 32 - 22886
E-Mail: michael.roos@rub.de