Multimodale digitale Plattformen
1. Definition und Ziele
Multimodale digitale Plattformen erlauben es, eine Vielzahl von Mobilitätsdienstleistungen über einen gemeinsamen Zugang den Nutzer*innen zugänglich zu machen. Üblicherweise umfassen sie Funktionen wie Routenplanung und Navigation sowie Ticketing. Verkehrsmittel, auf die zugegriffen werden kann, sind neben dem klassischen ÖPNV verschiedene Car- oder Bikesharing-Angebote, Carpooling oder Ridesharing, Car Rental- und Taxi-Dienste oder neuere Formen der Mikromobilität wie e-kick-Scooter (vgl. VCD– Mobilität für Menschen). Ein erweiterter und personalisierter Ansatz verbirgt sich hinter dem Begriff „Mobility as a Service (MaaS)“. MaaS bietet maßgeschneiderte Mobilitätslösungen für individuelle Bedürfnisse an. Mithilfe multimodaler digitaler Plattformen wird die integrierte Nutzung einer Vielzahl innovativer neuer Mobilitätsservices und verschiedener Verkehrsmodi mit einer integrierten Buchungs- und Bezahlfunktionen möglich (vgl. EPOMM Newsletter Artikel).
Ziel der multimodalen digitalen Plattformen ist es, dass durch die Verbindung mehrerer Mobilitätsangebote in nur einer App die komplette Reiseroute mit mehreren Verkehrsmitteln unkompliziert geplant und gebucht werden kann. Angestrebt wird darüber hinaus, die Zahlung der Mobilitätsdienstleistungen ganz oder teilweise in einer Hand abzuwickeln.
2. Probleme und Herausforderungen
Bisher gibt es zwar eine Reihe mehr oder weniger umfassender Apps, die den Nutzer*innen schnelle - oft in Echtzeit – Informationen über verschiedene Verkehrsangebote erlauben. Apps wie der Navigator der Deutschen Bahn oder auch verschiedene Apps der Verkehrsverbünde oder großer Verkehrsunternehmen wie beispielsweise Jelbi von der BVG umfassen vor allem Produkte des eigenen Portfolios. Das gilt auch für die Sixt-App und die anderen Car-Sharing-Anbieter. Google Maps geht zwar darüber hinaus, hat aber bei den öffentlichen Verkehrsmitteln nach wie vor große Lücken und erlaubt auch keine Buchung, geschweige denn ein Ticketing. Eine vollintegrierte und unternehmens- und branchenübergreifende, digitale Plattform mit den Kernfunktionen „Informationen“, „Zugang“ und „Abrechnung“ gibt es noch nicht. Der Branchenverband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) mit der Initiative „Mobility Inside“ arbeitet jedoch seit Jahren an einer Lösung. Ein erfolgversprechender Ansatz sind so genannte „White Label-Lösungen“, das sind digitale Plattformen, die eine Integration verschiedener Partner erlauben, aber für die Kunden*innen unter dem Label ihres jeweiligen Vertragspartners erscheinen. Ohne eine rechtliche Verpflichtung zur Datenbereitstellung wird es vollintegrierte multimodale digitale Plattformen kaum geben.
3. Mögliche Auswirkungen und möglicher Beitrag zu einer klimafreundlichen Mobilität
Das Potenzial multimodaler digitaler Plattformen für die Verkehrswende ist grundsätzlich sehr hoch. Personalisierte Apps können einfach und routinemäßig genutzt werden. Solche Apps können außer den Zeit- und Kostenangaben auch Informationen zum ökologischen Fußabdruck und zum Klimaeffekt verschiedener Mobilitätsangebote liefern. Vor allem aber senken sie die Transaktionskosten in der Nutzung unterschiedlicher Verkehrsmittel und sie versprechen eine viel höhere Planungssicherheit als bisher.
Fachinformationen und wissenschaftliche Studien
Konzepte und Strukturen digitaler Mobilitätsplattformen
Öffentliche Mobilitätsplattformen: Digitalpolitische Strategien für eine sozial-ökologische Mobilitätswende
Die vorliegende Studie untersucht die digitale Transformation im deutschen Personennahverkehr. Der Fokus liegt dabei auf der simultanen Verbreitung von Mobility-as-a-Service-Plattformen in kommunaler Trägerschaft. Die Studie verfolgt zwei Ziele: Erstens wird eine Technikfolgenabschätzung von MaaS-Plattformen als Instrument kommunaler Verkehrssteuerung durchgeführt. Zweitens werden konkrete Strategien und Handlungsempfehlungen für Kommunen und öffentliche Verkehrsunternehmen zur Sicherstellung einer demokratischen und sozial-ökologischen Mobilitätswende erarbeitet. (Stand: 2021; Studie)
Nachhaltigkeit und Regionalität digitaler Plattformen in den Bedürfnisfeldern Ernährung und Mobilität
Bericht
Synthesepapier des BMBF-geförderten Projekts „regGEM:digital: Regionale Wertschöpfungs- und Nachhaltigkeitseffekte digitaler Plattformsysteme für zukünftige Grundversorgung von Ernährung und Mobilität“, das Typen digitaler Plattformen im Mobilitätsbereich erfasst, die zugrunde liegenden Geschäftsmodelle erörtert sowie die sozialen, ökonomischen und ökologischen Auswirkungen solcher Plattformen untersucht.
Wege zum guten (digitalen) Leben für alle
Abschlussbericht
Dieser Abschlussbericht des Projekts „digital bewegt“ befasst sich mit der Frage, wie sich digitale Technik in den Sektoren Mobilität, Logistik und Kommunikation auswirkt und welche alternativen Vorschläge aus es sozial-ökologischer Perspektive gibt.
Digital in die Mobilitätswende: Ansätze zur Förderung multimodaler Mobilitätsplattformen und datengestützter Verkehrsplanung
Policy Paper / Strategiepapier
Dieses Policy Paper schlägt zwei Möglichkeiten vor, um Mobilitätsdaten für ökologische Nachhaltigkeit und gerechten Zugang zum Verkehr in Deutschland nutzbar zu machen. Zum einen die Verfügbarmachung hochauflösender Daten für Mobilitätsmanagement und Verkehrsplanung. Zum anderen die Erhöhung der Attraktivität und Nutzerfreundlichkeit nachhaltiger Mobilität durch den Aufbau von Mobility-as-a-Service-Plattformen.
Digitalisierung in der Mobilitätswirtschaft – Erfolgsfaktoren der Daten- und Plattformökonomie
Studie
Umfassende Studie zur Frage, inwiefern sich die Prinzipien der Daten- und Plattformökonomie auf die Mobilitätswirtschaft übertragen lassen und welche Relevanz die Daten- und Plattformökonomie für ihre verschiedenen Akteure hat.
„Vernetzte Mobilität“ – OWL 2020 (Lemgo Digital)
Das Projekt „Lemgo Digital“ ist ein umfassendes SmartCity-Projekt. Unter anderem werden auch Erkenntnisse zum Einsatz von KI in Verkehrssystemen gesammelt sowie der Einsatz hochautomatisierter Fahrzeuge getestet. Die Vorstudie „Vernetze Mobilität OWL“ bildet die Grundlage für vier Einzelprojekte, die sich mit den rechtlichen, technischen und den gesellschaftlichen Anforderungen auseinandersetzen. Es werden Erfahrungen mit einem Datenschutzkonformen Umgang mit Verkehrsdaten dargestellt.
(Stand: 2020; Vorstudie)
Multimodale digitale Mobilitätsdienste
Die vorliegende Studie untersucht die digitale Transformation im deutschen Personennahverkehr. Der Fokus liegt dabei auf der simultanen Verbreitung von Mobility-as-a-Service-Plattformen in kommunaler Trägerschaft. Die Studie verfolgt zwei Ziele: Erstens wird eine Technikfolgenabschätzung von MaaS-Plattformen als Instrument kommunaler Verkehrssteuerung durchgeführt. Zweitens werden konkrete Strategien und Handlungsempfehlungen für Kommunen und öffentliche Verkehrsunternehmen zur Sicherstellung einer demokratischen und sozial-ökologischen Mobilitätswende erarbeitet. (Stand: 2021; Studie)
Praxisbeispiele aus verschiedenen Anwendungsfeldern und Kontexten
Beispiele digitaler Mobilitätsplattformen mit Integration des ÖPNV
Switch (Hamburg, laufend)
Das Hamburger App-Angebot „switch“ verspricht innovative Mobilität für die Hansestadt und ermöglicht den Wechsel zwischen Bus, Bahn, Auto oder Fahrrad per App.
GREEN – Gamification, Regulations, and Environment Enhancing Nudges
Dieses Projekt der Fördermaßnahme „MobilitätsZukunftsLabor 2050“ erprobt mithilfe von digitalen Informationstafeln die Entstehung spontaner Fahrgemeinschaften im ländlichen Raum und untersucht, wie eine digitale Mobilitätsplattform im Zusammenspiel mit Gamification-Ansätzen zu einem nachhaltigen Verhaltenswandel beitragen kann.
MOOVME (Mitteldeutschland/Sachsen, laufend)
Multimodale Mobilität-App für die Regionen Mitteldeutschland und Sachsen.
movA (Aachen, laufend)
MovA vereinigt alle Mobilitätsangebote in Aachen und der StädteRegion in einer App.
regiomove-App: Aufbau des intermodalen Mobilitätsnetzes von morgen (Karlsruhe, laufend)
In dem Projekt geht es um die Schaffung eines integrierten Mobilitätsnetzes, durch das Nutzer*innen nahtlos zwischen verschiedenen Transportmitteln (klassische Verkehrsmittel sowie Car- und Bikesharing) wechseln können. Dabei werden die städtischen mit den angrenzenden ländlichen Gebieten verbunden.
Wohin Du Willst-App (regional, laufend)
Die App von DB Regio Bus zeigt alle Verkehrsverbindungen einer Region an und kann für Landkreise, Unternehmen oder Veranstaltungen individualisiert werden. Über die Mobilitätsplanung hinaus präsentiert sich die Wohin·Du·Willst-App als interessante Wissensplattform. Mit einem extra Feature für Landkreise besteht die Möglichkeit, über Neuigkeiten, besondere Events, On-Demand-Angebote oder einfach das tägliche, regionale Geschehen zu informieren.
Jelbi-Stationen (Berlin, laufend)
Mit der Fahrtauskunft zeigt die Mobilitätsplattform Jelbi alle Möglichkeiten auf, um in Berlin ans Ziel zu kommen, vergleicht unterschiedliche Angebote (multimodal) und kombiniert sie (intermodal). Dabei gibt sie für jede Wetterlage und jeden Anlass die beste Option an, die anschließend direkt in der App buch- und bezahlbar ist. Daneben bietet Jelbi auch analoge Anlaufpunkte an: die Jelbi-Stationen. Diese Mobilitätshubs bündeln an ÖPNV-Knotenpunkten (U- und S-Bahn-Stationen) sämtliche Mobilitätsangebote vor Ort und vereinfachen den Umstieg vom ÖPNV auf ein Sharing-Angebot.
Mobilitätsplattform „Mobility inside“ (regional, laufend)
Mobility inside hat den Anspruch, den gesamten öffentlichen Verkehr in einer intermodalen Plattform zu integrieren, von der Verbraucher und Anbieter nachhaltig profitieren. Das Projekt beinhaltet z.B. mit der Datengrundlage und einem intermodalen Router wesentliche Bestandteile einer Plattform für die Auskunft und Buchung von Multi- und Intermodalen Verkehrsangeboten.